Jugendliche, Eltern, Sozialarbeiter, Polizei – Es sind viele Menschen die zum Erfolg von „Kurve kriegen“ beitragen. Deshalb ist vor allem eines wichtig: Kommunikation. „Alle Zahnräder müssen perfekt ineinander greifen“, erklärt Jörg Unkrig, Leiter der Stabsstelle Prävention Jugendkriminalität im Innenministerium. Das Präventionsprojekt richtet sich an Kinder und Jugendliche ab 8 Jahren, die schon früh durch Straftaten aufgefallen sind. Durch die Zusammenarbeit mit pädagogischen Fachkräften versucht die Polizei, sie davor zu bewahren dauerhaft in die Kriminalität zu entgleiten.
Unter der Leitung von Professor Kristian Wolf (Fakultät für Design und Kunst) haben 18 Mediendesign-Studierende der Bergischen Universität Wuppertal jetzt Ideen vorgestellt, wie man die Kommunikation rund um „Kurve kriegen“ noch verbessern kann.
Ratschläge vom ‘Digitalen Buddy‘
Die Bandbreite der Ideen war groß - von Plakatserien über verschiedenste Apps bis hin zu Outdoor-Aktionen wie ‘Sport im Park‘. „Faszinierend fand ich vor allem, wie sich die Studierenden in die Zielgruppe hineingedacht und genau die Probleme der Jugendlichen erkannt haben“, sagt Unkrig. So hat eine Studentin zum Beispiel Ideen für eine App entwickelt, die die „Kurve kriegen“-Teilnehmerinnen und Teilnehmer darin unterstützen könnte, ihre Beratungstermine besser einzuhalten – mit integrierten Bus- und Bahnverbindungen, Wegbeschreibungen und einer Erinnerungsfunktion.
Denkbar wäre auch, über eine App fortlaufenden Kontakt zu einem Sozialarbeiter herzustellen. Das hat Josef Kirschner vorgeschlagen. Seine Idee: ein ‘Digitaler Buddy‘. „Man steht zum Beispiel davor, eine Straftat im Rahmen einer Mutprobe zu begehen, obwohl einem klar ist, dass das jetzt nicht das Richtige ist, aber man weiß einfach keinen anderen Ausweg.“ Dann könnte man sich über die App direkt an den ‘Digitalen Buddy‘, also eine per Chat zugeschaltete pädagogische Fachkraft wenden, schlägt Kirschner vor.
Eine App als Belohnungssystem
Über Apps die Kommunikation mit den Jugendlichen zu verbessern, das können sich einige der Studierenden vorstellen. So schlugen gleich mehrere eine Art Belohnungssystem vor. Für die Erreichung ihrer Tages-, Wochen- oder Monatsziele könnten die „Kurve kriegen“-Teilnehmer digital Punkte sammeln. Damit dürften sie auf etwas hin sparen, eine Sache oder auch eine Aktivität. „Das würde die Jugendlichen motivieren und ihnen gleichzeitig helfen, ihren Alltag zu strukturieren“, erklärt Unkrig, den die Idee neugierig macht. „Für uns klingt es banal, aber viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Initiative kennen das gar nicht, auf etwas hinzuarbeiten und dafür Anerkennung zu bekommen.“
Wie geht es weiter?
Jetzt geht das Projekt der Mediendesign-Studierenden in die heiße Phase. „Es werden Entwürfe gemacht, es werden konkrete Interfaces gestaltet für die digitalen Medien, für die Webseiten, so dass am Ende Produkte entstehen“, erklärt Professor Kristian Wolf. Noch bis zum 29. September (2017) haben die Studierenden Zeit. Dann stellen sie ihre Entwürfe in einer Abschlusspräsentation vor. Die besten Ideen, die auch realistisch umsetzbar sind, sollen in Zusammenarbeit mit einer Agentur für die Initiative „Kurve kriegen“ umgesetzt werden. „Nach dem Tag heute sehe ich da viel Potential“, sagt Jörg Unkrig. „Die Ideen sind vielseitig und zum Teil sehr kreativ. Das könnte „Kurve kriegen“ wieder ein gutes Stück weiterbringen.“
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